Mittwoch, 27. Februar 2008

Sydney - Ankunft

Am 4. Februar mussten wir sehr früh aus den Federn. Der Shuttlebus zum Flughafen in Christchurch holte uns pünktlich um 4.15 Uhr ab, denn der Flug nach Sydney ging schon um 6.45 Uhr. Am Flughafen knöpfte man uns dann noch 50 NZD "Ausreisegebühr" ab, die, wie uns die Frau am Schalter erklärte, bezahlt werden muss, damit man Neuseeland verlassen darf...

In Sydney nahmen wir bezüglich Transport vom Flughafen Kontakt mit unserem Backpacker in Potts Point auf. Der Shuttleservice war in unserem Sonderagebot inklusive und so genossen wir die Fahrt in die Stadt. Alsbald fing es in Strömen an zu regnen. Nach einigen Umwegen und ca. 30 min später kamen wir im Backpacker an. Die freundliche Schweizerin an der Rezeption, mit der wir schon telefonisch in Kontakt gewesen waren, liess uns alsbald wissen, dass unser, schon seit 6 Monaten im Voraus organisiertes, Doppelzimmer leider schon vergeben sei und sie uns deshalb in ein anderes Backpacker in der selben Strasse umgebucht habe. Leider würde somit auch das gratis BBQ, Frühstück, Pancake Essen etc. entfallen, dafür sei es da viel ruhiger, meinte sie, und auch stilvoller, man fühle sich da wie in einer Bibliothek. Wir watschelten also mit unseren zwei 20kg-Koffern, drei Taschen und Wanderschuhen über dem Rücken im Regen zur neuen Unterkunft. Der Eindruck von aussen war der eines normalen Backpackers. Im Eingang der Unterkunft war ein Schild angebracht, welches die hellen, sauberen Zimmer lobte. Bei der Dame an der Rezeption mussten wir dann gleich für die ganze Woche bezahlen, sonst sei der Preis höher, und natürlich werde kein Geld zurück erstattet, sollten wir früher eine andere Unterkunft finden (das hätte uns eigentlich misstrauisch machen sollen). Blauäugig nahmen wir den Schlüssel entgegen und machten uns auf die Suche nach unserem Zimmer. Ok, diesen Ort als Bibliothek zu bezeichnen war schon ein bisschen übertrieben. Auf unserem Weg in Richtung Zimmer kamen wir lediglich an einem Mini-Gestell mit ca. 20 uralten Büchern vorbei. Unser Zimmer befand sich im Erdgeschoss neben der Gemeinschaftsküche. Es war sehr klein, schmutzig (die Esswaren, der Abfall und die Haare der Vorbewohner überall noch gegenwärtig), zudem so feucht, dass die regennassen Kleider die ganze Woche nicht trocknen sollten. Durch das vergitterte Fenster hatte man direkte Sicht auf eine nur einen Meter entfernte drei Meter hohe Mauer. In der Nacht plünderten Ratten und andere Tiere den Küchen-Müll vor unserem Fenster und morgens und abends schlich der Hauswart, ein alter, ständig hustender und sich räuspender Kerl, vor unserem Zimmer hin und her. Der Gipfel war als "Sneaky" (ja, so nannten wir ihn schon am ersten Abend), während Flo und ich nur halb bekleidet im Bett lagen, uns beäugte und dann mit seiner Hand durch die Gitterstäbe des Fensters unsere Utensilien auf dem Tisch abtastete, um festzustellen, ob es durch das offene Fenster reinregnen konnte oder nicht!!! So eine unendlich peinliche Situation hatte ich schon lange nicht mehr erlebt - ich war empört. Natürlich hatte es nicht hinein geregnet, aber ehrlich gesagt wäre uns das so schnuppe gewesen, denn ohne offenes Fenster wären wir in diesem Loch bestimmt erstickt.

Die einzige Lösung für unsere missliche Lage war, schnellstens eine Wohnung zu finden. Um es gleich vorweg zu nehmen - nein, wir fanden in jener Woche keine - ja, wir mussten die 7 Nächte in dieser Bruchbude übernachten und - ja, wir leben noch...

Dank der Wohnungssuche lernten wir Sydney ziemlich schnell kennen. Grosse Strecken zu Fuss zurück legend, klapperten wir jedes Immobilien-Büro in der Innenstadt und den angrenzenden Quartieren ab. Auch ein Plus war, dass wir bei der Rückkkehr in unser tolles Zimmer jeweils todmüde waren. Nach zwei Tagen Dauerregen besserte sich das Wetter am Mittwoch und die Stadt zeigte sich zum ersten Mal von ihrer Schockoladenseite.

Ziemlich schnell wurde uns klar, dass Potts Point, trotz des schlechten Starts mit dem Backpacker, für uns die optimale Wohngegend wäre. Es bietet unglaublich viel. Zudem war das Angebot an Wohnungen üppiger als anderswo. Also fingen wir an, gezielt zu suchen. Potts Point liegt erhöht am Meer, ist ziemlich grün und hat sehr hübsche, ältere Gebäude mit unzähligen Restaurant und Bars. Es grenzt an Kings Cross, das Rotlichtviertel (oder eher Kreis 5) von Sydney, welches diese Bezeichnung aber fast nicht verdient. Kings Cross selber verfügt über einen Bahnhof, der die Region direkt an CBD (Central Business District) und Bondi Beach (dem Hausstrand der Stadt) anbindet. Zu Fuss ist es ein ca. 35 Minuten-Spaziergang am Meer entlang bis zur Oper.

Ein Studio kam für uns beide nicht in Frage, da Flo in der Wohnung würde lernen müssen und 25 m2 zu zweit auch schlicht zu eng sind. Trotz grossräumiger Suche mussten wir das Budget für die Wohnung schon nach wenigen Tagen erheblich erhöhen. Eine möblierte Zwei-Zimmer-Wohnung in einem anständigen Zustand war sehr schwer zu finden, aber wir hatten schon nach kurzer Zeit Glück. Dank Überredungskünsten und Lockangeboten, wie ein Kontoauszug, 9 Monate Fixmiete und ein erhelbliches Deposit, liess man uns für eine Wohnung an der Macleay Street in Potts Point unterschreiben. Die Wohnung liegt in einem Hotel und wurde erst vor kurzem verkauft. Die Herkunft lässt sich an den Möbeln noch sehr gut erkennen. Trotzdem sind wir sehr glücklich. Das Beste an ihr ist nämlich der Balkon, von dem man eine herrliche Meersicht hat. Ja, so eine Aussicht werden wir wohl im Leben nicht mehr haben.

Nun hatte ich auch keine Ausrede mehr, mich nicht um einen Job bemühen zu müssen. Es ist sehr schwierig, auf Suche zu gehen, wenn man nicht weiss, welche Ansprüche man an die Arbeit oder das Gehalt stellen darf. Mit einem sehr mulmigen Gefühl im Bauch machte ich mich nun daran, meine Konakte anzuschreiben. Eigentlich bin ich ja kein Vitamin B Typ aber ehrlich ich hätte gar nicht gewusst, wo ich sonst hätte anfangen sollen. Tja und jetzt bin ich tatsächlich schon fast im Besitze eines Arbeitsvertrages...

Sydney Ankunft

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

judihui!
gratuliere zu deinem tollen job! freut mich sehr für dich, ich hoffe, dass er alle erwartungen hält, die er verspricht. viele bussi cali
ps: das mit dem komischen typen hast du mir ja gar nicht erzählt, das ist ja sehr übel....

Anonym hat gesagt…

Hallo nach Sydney!
Viele Bussis
Cali
PS: Sind wirklich tolle Bilder!