Montag, 11. Februar 2008

Neuseeland - Milford Sound

Die Fjordregion des Südwestens besichtigt man Besten von Te Anau aus, einem kleinen netten Ort am gleichnamigen See mit beachtlicher Infrastruktur. Die meisten Touristen sind Trecker, die entweder den Kepler oder den Milford Treck bewandern. Beides sind mehrtägige anspruchsvolle Routen, die man mit Schlafsack, Zelt, Proviant und Wasser für 5 Tage auf dem Rücken in Angriff nimmt - also nichts für uns. Erstaunlich für uns war zu erfahren, dass das Wasser in Neuseeland meist kein Trinkwasser ist, sondern vorher entweder abgekocht oder gefiltert werden muss.

Wir beschlossen, in einem kleinen süssen Motel namens Alpenhorn zu nächtigen. Bevor wir uns über die Pläne der nächsten Tage Gedanken machen konnten, versuchte der eifrige Besitzer uns sogleich einen 220NZD/Person teuren Tagesausflug nach Doubtful Sound aufzuschwatzen, Mahlzeiten exklusive. Offenbar erhalten die Einheimischen bei Verkaufabschluss Provision. Er buchte uns dann eine Bootsfahrt auf dem Milford Sound, die wir ohnehin eingeplant hatten.

Der Milford Sound wird fälschlicherweise Sound (Sund) genannt, was eine Art Meeresstrasse oder Meeresarm wäre. Eigentlich ist er jedoch vielmehr ein Fjord, ein von einem Gletscher geformtes Tal, das sich mit dem Abschmelzen des Eises mit Meerwasser füllte. Den Namen hat man nie geändert.

Um den unzähligen Reisebussen auf der Fahrt nach Milford aus dem Weg zu gehen, entschieden wir uns, schon um 6 Uhr Morgens aufzustehen, um dann um 7 Uhr ins Auto zu steigen. Alleine die 2 stündige Autofahrt lohnt sich. Die Strecke führte uns zuerst dem Seeufer entlang, dann durch Wälder und Täler zwischen immer höher werdenden Bergen. An dem Punkt, wo man denkt dass die Strasse endet, wird man durch einen steil abfallenden 1.2 km langen Tunnel ohne Beleuchtung geleitet. Auf der anderen Seite erwartet einen nach nur wenigen Kilometern Milford. Der Ort besteht eigentlich nur aus einem Schiffsterminal und ein paar touristischen Einrichtungen, wo wir auch alsbald ein kleines Boot bestiegen.

Das Wetter in der Fjordregion spielt normalerweise verrückt, es kann innerhalb von wenigen Stunden von Sonnenschein in Sturm umschlagen. Wir hatten wieder einmal unglaubliches Glück. Die Bootsfahrt war herrlich. Wir fuhren an steil abfallenden Berghängen und mehreren über 100 Meter hohen Wasserfällen entlang. Neben Seelöwen und unzähligen Vogelarten sahen wir sogar einige Delfine, was sehr selten ist. Am Ende der Fahrt machten wir noch in Milfords Deep halt. Dort hat man die Möglichkeit, Meerestiere, in einer unterirdischen Kapsel zu besichtigen, also wie wenn man im Fjord tauchen würde. Wissenschaftler haben Lebewesen, die normalerweise hunderte von Metern in der Tiefe leben, an die Oberfläche geholt, ein sehr eindrückliches Erlebnis.

Neuseeland brach, wie auch Australien, Afrika, Antarktis und Südamerika, vor ca. 80 Millionen Jahren vom Superkontinent Gondwana ab. Da Neuseeland auf der Pazifischen und Indisch-Australischen Kontinentalplatte liegt, wird es von den verschiedensten Naturgewalten geprägt. Daraus entstanden die unterschiedlichsten Landschaften, wie die südlichen Alpen, die trockenen Steppengebiete auf der Ostseite der Alpen, die Regenwälder, die Vulkanregion auf der Nordinsel und die von der Eiszeit geformten Fjorde im Süden. In diesen 80 Millionen Jahren war Neuseeland fast ohne Kontakt zu anderen Regionen der Erde und konnte somit eine ganz eigene Tier- und Pflanzenwelt entwickeln, zum Beispiel gab es bis zur Besiedelung durch die Polynesier keine Säugetiere, von zwei Fledermausarten abgesehen. Meist bekommt man keine bekannten Pflanzen und Tiere zu Gesicht. Die Landschaften und die Natur sind so abwechslungsreich und Atem beraubend, dass man sich nie satt sieht.

Wieder an Land versuchten wir den Scharen von Touristen, die uns sonst nirgends in Neuseeland begegnet sind, zu entfliehen und fuhren zurück in der Richtung Te Anau. Unterwegs hielten wir am Lake Gunn, um einen kleinen Spaziergang auf einem Waldlehrpfad zu machen. Die meisten Waldgebiete in Neuseeland, so auch dieser, sind Regenwald. Die Bäume sind über und über mit Moos bewachsen und die Wälder noch Natur belassen, so dass sich Stämme über Stämme stapeln - super schön!

Neuseeland - Milford Sound

Keine Kommentare: