Mittwoch, 6. Februar 2008

Neuseeland - Nordwesten

Nach unserem traumhaften Aufenthalt im Abel Tasman National Park war unser nächstes Ziel das Städtchen Westport an der Westküste. Dies nicht deshalb, weil es im Reiseführer als besonders sehenswert angepriesen wurde, sondern schlicht, weil wir in Marahau erst später als erwartet abfahren konnten und Westport noch in nützlicher Frist zu erreichen war. Auf der Strecke dorthin fuhren wir durch die Buller Gorge, eine sehr schöne Schlucht, die am Rande des zweitgrössten Nationalparks Neuseeland, dem dichtbewaldeten Kahurangi National Park verläuft. Leider bekamen wir von der Schönheit dieser Gegend nicht allzu viel mit, da ich mich auf die ziemlich anspruchsvolle Strasse konzentrieren musste und Julia ein kurzes Power-Nap einlegte. Gespannt waren wir auf das Wetter. Die Westküste ist die feuchteste Region von ganz Neuseeland, hier fällt jährlich durchschnittlich 5 m Regen. Uns war der Wettergott gleichwohl hold. Unter wolkenlosem Abendhimmel fuhren wir in Westport ein.

Westport wäre nicht weiter erwähnenswert, hätten wir hier nicht unseren ersten näheren Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung gehabt. Wir waren in der gespenstisch ausgestorbenen Stadt gerade auf der Suche nach einem Restaurant, als hinter uns ein ziemlich betrunkener Einheimischer seinen vor uns laufenden Freunden zujohlte, was einer dieser Jungs mit dem Entblössen seines Hinterteils quittierte. Wie wir befürchtet hatten sprach uns der Betrunkene an und stellte sich als Ron vor (zumindest haben wir ihn so verstanden). Er erzählte uns, dass er vier Jahre in Lausanne gelebt habe. Uns ist auf unserer Reise aufgefallen, dass sehr viele Kiwis schon in der Schweiz waren. Obwohl sehr heimatverbunden - Ron kehrte, wir er uns erzählte, aus Heimweh nach Neuseeland zurück („ai got hoomsick, men“) - scheinen die Neuseeländer ein ziemlich reisefreudiges Volk zu sein. Wie sich herausstellte war die Freundin von Ron die Besitzerin des Restaurants, welches in unseren Reiseführer empfohlen wurde. Dort gingen wir dann auch hin und das Essen war ausgezeichnet. Nach einer Weile tauchte Ron im Restaurant auf und setzte sich kurzerhand lallend an unseren Tisch. Obwohl dies an sich nicht in das eher gehobene Ambiente des Restaurants passte, war es eine sehr amüsante Begegnung. Ron erwies sich als äusserst liebenswert und seine Aussage: „I´m just a Kiwiboy!“ prägt seither - ob zu recht oder nicht - unser Bild des einfachen Neuseeländers. Erwähnenswert ist Ron auch aus einem anderen Grund: Er ist Opossumjäger. Das Opossum (australische Beutelratte) wurde von Australien nach Neuseeland eingeschleppt und ist hier zu einer richtigen Plage geworden. Es zerstört die einheimische Flora, insbesondere den grossen neuseeländischen Kowhai-Baum. Rund 70 Millionen Exemplare soll es von diesen Viechern mittlerweile geben, was durchaus realistisch erscheint, wenn man all die Kadaver berücksichtigt, die hier alle paar hundert Meter auf der Strasse liegen.

Weiter im strahlenden Sonnenschein fuhren wir am nächsten Tag die atemberaubende, zerklüftete Westküste hinunter bis zu den sogenannten Pancake Rocks. Diese Felsen heissen so, weil die verschiedenen Gesteinsschichten wie Pfannkuchen aufeinander liegen. Sie sind durch einen schönen asphaltierten Rundweg erschlossen, was leider auch dazu führt, dass sich hier eine Menge Touristen tummeln.

Unser nächstes Ziel war der Franz-Josef Gletscher. Besonders ist dieser insofern, als er bis unter die Baumgrenze hinabfliesst. Das hat offenbar damit zu tun, dass der Gletscher in seiner Rinne seitlich nur sehr wenig Platz hat und sich daher weit nach unten ausdehnen kann. Besonders ist auch, dass es sich wohl um einen der wenigen Gletscher handelt, der wieder im wachsen begriffen ist. Es war schon speziell, in Shorts und T-Shirt direkt vor einem Gletschertor zu stehen, auch wenn wir in der Schweiz grössenmässig beeindruckendere Gletscher haben. Da sämtliche grösseren Wanderungen wegen dem Schmelzwassers gesperrt waren, verbrachten wir unsere Zeit im Ort Franz-Josef einfach mit Reisebericht schreiben und Australian Open schauen, was ebenfalls viel Spass machte.

Neuseeland - Nordwesten

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

das tönt ja spannend, dieser opossumjäger in Lausanne;-)
bin fleissig a Daumendrücken wegen der super Wohnung in Sydney, hoffentlich bekommt ihr die!
Viele Bussis Cali