Mittwoch, 27. Februar 2008

Sydney - Ankunft

Am 4. Februar mussten wir sehr früh aus den Federn. Der Shuttlebus zum Flughafen in Christchurch holte uns pünktlich um 4.15 Uhr ab, denn der Flug nach Sydney ging schon um 6.45 Uhr. Am Flughafen knöpfte man uns dann noch 50 NZD "Ausreisegebühr" ab, die, wie uns die Frau am Schalter erklärte, bezahlt werden muss, damit man Neuseeland verlassen darf...

In Sydney nahmen wir bezüglich Transport vom Flughafen Kontakt mit unserem Backpacker in Potts Point auf. Der Shuttleservice war in unserem Sonderagebot inklusive und so genossen wir die Fahrt in die Stadt. Alsbald fing es in Strömen an zu regnen. Nach einigen Umwegen und ca. 30 min später kamen wir im Backpacker an. Die freundliche Schweizerin an der Rezeption, mit der wir schon telefonisch in Kontakt gewesen waren, liess uns alsbald wissen, dass unser, schon seit 6 Monaten im Voraus organisiertes, Doppelzimmer leider schon vergeben sei und sie uns deshalb in ein anderes Backpacker in der selben Strasse umgebucht habe. Leider würde somit auch das gratis BBQ, Frühstück, Pancake Essen etc. entfallen, dafür sei es da viel ruhiger, meinte sie, und auch stilvoller, man fühle sich da wie in einer Bibliothek. Wir watschelten also mit unseren zwei 20kg-Koffern, drei Taschen und Wanderschuhen über dem Rücken im Regen zur neuen Unterkunft. Der Eindruck von aussen war der eines normalen Backpackers. Im Eingang der Unterkunft war ein Schild angebracht, welches die hellen, sauberen Zimmer lobte. Bei der Dame an der Rezeption mussten wir dann gleich für die ganze Woche bezahlen, sonst sei der Preis höher, und natürlich werde kein Geld zurück erstattet, sollten wir früher eine andere Unterkunft finden (das hätte uns eigentlich misstrauisch machen sollen). Blauäugig nahmen wir den Schlüssel entgegen und machten uns auf die Suche nach unserem Zimmer. Ok, diesen Ort als Bibliothek zu bezeichnen war schon ein bisschen übertrieben. Auf unserem Weg in Richtung Zimmer kamen wir lediglich an einem Mini-Gestell mit ca. 20 uralten Büchern vorbei. Unser Zimmer befand sich im Erdgeschoss neben der Gemeinschaftsküche. Es war sehr klein, schmutzig (die Esswaren, der Abfall und die Haare der Vorbewohner überall noch gegenwärtig), zudem so feucht, dass die regennassen Kleider die ganze Woche nicht trocknen sollten. Durch das vergitterte Fenster hatte man direkte Sicht auf eine nur einen Meter entfernte drei Meter hohe Mauer. In der Nacht plünderten Ratten und andere Tiere den Küchen-Müll vor unserem Fenster und morgens und abends schlich der Hauswart, ein alter, ständig hustender und sich räuspender Kerl, vor unserem Zimmer hin und her. Der Gipfel war als "Sneaky" (ja, so nannten wir ihn schon am ersten Abend), während Flo und ich nur halb bekleidet im Bett lagen, uns beäugte und dann mit seiner Hand durch die Gitterstäbe des Fensters unsere Utensilien auf dem Tisch abtastete, um festzustellen, ob es durch das offene Fenster reinregnen konnte oder nicht!!! So eine unendlich peinliche Situation hatte ich schon lange nicht mehr erlebt - ich war empört. Natürlich hatte es nicht hinein geregnet, aber ehrlich gesagt wäre uns das so schnuppe gewesen, denn ohne offenes Fenster wären wir in diesem Loch bestimmt erstickt.

Die einzige Lösung für unsere missliche Lage war, schnellstens eine Wohnung zu finden. Um es gleich vorweg zu nehmen - nein, wir fanden in jener Woche keine - ja, wir mussten die 7 Nächte in dieser Bruchbude übernachten und - ja, wir leben noch...

Dank der Wohnungssuche lernten wir Sydney ziemlich schnell kennen. Grosse Strecken zu Fuss zurück legend, klapperten wir jedes Immobilien-Büro in der Innenstadt und den angrenzenden Quartieren ab. Auch ein Plus war, dass wir bei der Rückkkehr in unser tolles Zimmer jeweils todmüde waren. Nach zwei Tagen Dauerregen besserte sich das Wetter am Mittwoch und die Stadt zeigte sich zum ersten Mal von ihrer Schockoladenseite.

Ziemlich schnell wurde uns klar, dass Potts Point, trotz des schlechten Starts mit dem Backpacker, für uns die optimale Wohngegend wäre. Es bietet unglaublich viel. Zudem war das Angebot an Wohnungen üppiger als anderswo. Also fingen wir an, gezielt zu suchen. Potts Point liegt erhöht am Meer, ist ziemlich grün und hat sehr hübsche, ältere Gebäude mit unzähligen Restaurant und Bars. Es grenzt an Kings Cross, das Rotlichtviertel (oder eher Kreis 5) von Sydney, welches diese Bezeichnung aber fast nicht verdient. Kings Cross selber verfügt über einen Bahnhof, der die Region direkt an CBD (Central Business District) und Bondi Beach (dem Hausstrand der Stadt) anbindet. Zu Fuss ist es ein ca. 35 Minuten-Spaziergang am Meer entlang bis zur Oper.

Ein Studio kam für uns beide nicht in Frage, da Flo in der Wohnung würde lernen müssen und 25 m2 zu zweit auch schlicht zu eng sind. Trotz grossräumiger Suche mussten wir das Budget für die Wohnung schon nach wenigen Tagen erheblich erhöhen. Eine möblierte Zwei-Zimmer-Wohnung in einem anständigen Zustand war sehr schwer zu finden, aber wir hatten schon nach kurzer Zeit Glück. Dank Überredungskünsten und Lockangeboten, wie ein Kontoauszug, 9 Monate Fixmiete und ein erhelbliches Deposit, liess man uns für eine Wohnung an der Macleay Street in Potts Point unterschreiben. Die Wohnung liegt in einem Hotel und wurde erst vor kurzem verkauft. Die Herkunft lässt sich an den Möbeln noch sehr gut erkennen. Trotzdem sind wir sehr glücklich. Das Beste an ihr ist nämlich der Balkon, von dem man eine herrliche Meersicht hat. Ja, so eine Aussicht werden wir wohl im Leben nicht mehr haben.

Nun hatte ich auch keine Ausrede mehr, mich nicht um einen Job bemühen zu müssen. Es ist sehr schwierig, auf Suche zu gehen, wenn man nicht weiss, welche Ansprüche man an die Arbeit oder das Gehalt stellen darf. Mit einem sehr mulmigen Gefühl im Bauch machte ich mich nun daran, meine Konakte anzuschreiben. Eigentlich bin ich ja kein Vitamin B Typ aber ehrlich ich hätte gar nicht gewusst, wo ich sonst hätte anfangen sollen. Tja und jetzt bin ich tatsächlich schon fast im Besitze eines Arbeitsvertrages...

Sydney Ankunft

Montag, 18. Februar 2008

Neuseeland - Mitte und Banks Peninsula

Nach herrlichen Tagen in den Catlins machten wir uns auf in Richtung Mitte der Insel zum Mount Aroaki, dem Mount Cook. Je mehr man sich von der Küste wegbewegt, umso trockener wird das Land und die Temperaturen steigen. Riesige Bewässerungsmaschinen, zum Teil Hunderte von Metern lang, drehen sich langsam auf den Feldern. Die Hügel links und rechts von der Strasse werden immer höher und plötzlich entdeckt man in der Ferne die schneebedeckten Gipfel der südlichen Alpen.

Den Mount Cook erkennt man sofort wenn er das erste Mal auftaucht. Schon von Weitem ist er wirklich eindrücklich. Um zum Dorf Mount Cook zu kommen, fährt man dem Lake Pukaki entlang, ein See der von Gletscherwasser gespeist wird und deshalb eine bizarre, milchig türkise Farbe aufweist. Der Zufluss schlänget sich durch eine weite Ebene. Die kleine Häuser-/Hotelansammlung am Ende der Ebene und Strasse ist das Ziel für viele Wanderer und Touristen. Den Mount Cook sieht man von der Rückseite, eingebettet in eine Kette von Eis überzogenen Gipfeln.

Nach einem Fotohalt und einer kleinen Stärkung fuhren wir direkt weiter nach Lake Tekapo, ein Ort am gleichnamigen See ca. eine Stunde Autofahrt nordöstlich von Mount Cook, wo wir auch übernachteten. Wir schliefen in einem süssen kleinen Cottage mit Seesicht. Am Nachmittag besichtigten wir den kleinen Ort und natürlich die „Chapel of the good Shepherd“.

Wir mussten uns sputen, die 3.5 Wochen Neuseeland neigten sich langsam dem Ende zu und wir wollten unbedingt noch die Hectordelfine auf der Banks Peninsula besuchen. 3 Stunden in Richtung Küste und nach Norden später erreichten wir die Banks Peninsula südlich von Christchurch. Zuerst an der Küste und dann über steile Serpentinen der Halbinsel, fuhren wir der Halfmoon Bay entgegen, an der auch unser Backpacker lag. Als wir ausstiegen schlug uns eine unglaubliche Hitze entgegen. Nachdem wir die ganzen Wochen in Temperaturen zwischen 18 und 24 Grad zugebracht hatten, lagen sie hier über 30 Grad! Wir versuchten es mit einer Fahrradtour, liessen es jedoch bald bleiben und machten stattdessen einen Ausflug nach Akaroa, dem Hauptort der Halbinsel.

Akaroa ist wirklich ein herziges Dorf mit sehr gepflegten Strassen, netten Cafes und teuren Villen. Die Auswahl an Restaurants ist ziemlich gross, wir haben uns für einen Italiener entschieden; eine sehr gute Wahl. Für den nächsten Tag hatte Flo schon vor ein paar Tagen einen Schwimmausflug mit Hectordelfinen gebucht. Diese Delfinart kommt nur in Neuseeland vor und auch nur in dieser Region. Flo, in Wetsuit und mit Schnorchel und Brille ausgerüstet, und ich mit Fotoapparat stiegen mit ca. 10 anderen in ein Boot und fuhren, auf der Suche nach den Delfinen, alsbald der Küste entlang. Ziemlich schnell wurden wir fündig. Die Delfine sind sehr neugierig, schwimmen auf die Personen im Wasser zu und bleiben solange man Unterhaltung bietet. Sobald ihnen langweilig wird, ziehen sie weiter.

Also hiess es für Flo und die anderen Mutigen rein ins Wasser und unter Wasser so viel Lärm wie möglich machen. Für mich an Bord war es ein sehr lustiges Bild, diese gurgelnden und singenden Geräusche zu hören. Beim ersten Versuch schafften sie es nicht, die Delfine zu halten, beim Zweiten klappte es dann und bis zu 6 Delfine schwammen für ca 20 Minuten direkt bei und durch die Gruppe! Vom Boot aus waren die spielenden Säuger sehr gut zu beobachten, für alle ein tolles Erlebnis!
Noch am gleichen Tag mussten wir zurück nach Christchurch, der Urlaub neigte sich dem Ende zu. Nachdem wir beim ersten Aufenthalt im Ibis übernachten mussten, gelang es uns nun, im ursprünglich gebuchten, und nun nicht überbuchten, Hotel So zu nächtigen (www.hotelso.co.nz), ein Backpacker mit super Preisleistungsverhältnis und Schnickschnack wie IPOD Anschluss, Antistress-Wecksystem und Flachbildschirm im Zimmer. Alle Hostels und Backpacker haben, wie auch dieses, eine voll eingerichtete Küche für die Gäste. Theoretisch kann man sich in Neuseeland täglich selbst verpflegen.

Christchurch gibt auf den zweiten Blick hin einiges mehr her, als auf den ersten. Es gibt doch einige kleine Restaurants und Kneipen, jedoch bietet der Rest der Insel so viel zu sehen und zu erleben, dass man sich da sowieso nicht lange aufhält. Am nächsten Tag war dann Autorückgabe und ich möchte eigentlich nicht weiter auf dieses schmerzende Erlebnis eingehen. Nur einen Tipp - im Voraus sollte man bei der Buchung unbedingt den Selbstbehalt der Versicherung auf Null reduzieren. In Neuseeland ist der Mieter generell für alle Schäden verantwortlich, egal ob man Schuld hat oder nicht. Am nächsten Morgen ging dann das eigentliche Abenteuer los - die Abreise nach Sydney.

Neuseeland - Südosten

Nächstes Ziel nach Te Anau war die Stadt Invercargill. Von dort aus starten die Fähren nach Steward Island, eine vor der Südspitze von Neuseeland gelegene Insel, die zu 85 % als Nationalpark geschützt ist. Steward Island ist einer der wenigen Orte, wo man den Nationalvogel der Neuseeländer, den Kiwi, noch in freier Wildbahn beobachten kann. Auf der Southern Scenic Route zwischen Te Anau und Invercargill konnte ich Julia erstmals auf unserer Reise zum Autofahren bewegen. Dies ist insofern erwähnenswert, als Julia zuvor jahrelang nicht mehr hinter dem Steuer gesessen war. Die sehr verlassene Route war für diesen Versuch wie geschaffen, auch deshalb, weil ich mich so voll dem traumhaftem Panaroma zuwenden konnte… Julia machte ihre Sache super und ab diesem Zeitpunkt wechselten wir uns mit dem Fahren regelmässig ab.

In Invercargill angekommen entschlossen wir uns, aus Kostengründen auf eine Überfahrt nach Steward Island zu verzichten. Dies in Anbetracht der Fährkosten von NZD 50.-- pro Person pro Fahrt und dem Umstand, dass wir unser Auto nicht hätten auf die Insel mitnehmen können. Invercargill ist nichts Besonderes und so erwogen wir, gleich zu den Catlins, unserem nächsten Ziel, aufzubrechen. Da dies zeitlich etwas eng geworden wäre, entschieden wir uns dann aber, in Invercargill zu nächtigen. In Erinnerung wird uns von dieser Stadt vor allem die invercargiller Jugend bleiben, deren Vorliebe darin zu bestehen scheint, in aufgemotzten Autos mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Stadt zu brettern.

Die Catlins sind wirklich eine traumhafte Landschaft. Die Gegend ist ein bisschen so, wie wir uns Neuseeland vorgestellt hatten. Grüne, hügelige Wiesen mit Schafen und Kühen entlang traumhafter Buchten. Schaut man vom Meer aus ins Landesinnere, erinnert das Ganze etwas ans Allgäu, was bei mir natürlich sofort Heimatgefühle aufkommen liess. Am Waipapa Point, an dem sich auch ein Leuchtturm befindet, hatten wir unsere erste Begegnung mit einem Hooker´s Sea Lion. Was zunächst wie ein Berg ans Meer angespülter Algen aussah, richtete sich auf einmal auf, nur um sich einige Sekunden später wieder faul in den Sand fallen zu lassen. Geprägt wird die Landschaft der Catlins unter anderem durch eigenartige Bäume, die seitlich so sehr in eine Richtung wachsen, dass es aussieht, wie wenn sie von einem imaginären Sturm umgebogen würden.

Unser Nachtquartier in den Catlins hatten wir an der Curio Bay gebucht. Das dort gelegene, im Reiseführer in höchsten Tönen gelobte, Backpacker war zwar ausgebucht, die Frau am Telefon hatte uns aber ein kleines Studio direkt am Meer anbieten können (www.charmingaccommodation.co.nz/accommodationListing.php?id=3232). Wir waren also gespannt. Was uns erwartete, übertraf alle unsere Erwartungen. Es handelte sich um ein kleines Apartment, das direkt an das Haus des Gastgeber-Ehepaares, Nick und Dani, angebaut war. Dani ist eine Deutsche, die Nick, nach ihrem Staatsexamen auf einer Reise durch Neuseeland auf dem Farm Stay seiner Eltern kennen gelernt hatte. Überwältigt waren wir nicht nur von der Lage des Apartments direkt am Meer, sondern auch von der tollen Einrichtung und dem stylischen Bad mit Badewanne mit Meerblick. Die Wohnung war von NZD 180.-- auf NZD 120.-- vergünstigt, da sie noch über keine Vorhänge verfügte. Auf unserem Spaziergang konnten wir später das erste Mal zwei Gelbaugen-Pinguine beobachten, allerdings nur von der Ferne. Kleine blaue Pinguine konnten wir nur hören, dafür von ganz nah. Sie nisteten nämlich direkt in der Wiese neben unserem Apartment und als die Elterntiere gegen Mitternacht zu ihren Jungen zurückkehrten, um sie zu füttern, erklang ein jeweils wie ein Crescendo ansteigendes Gekreische, das, wenn wir nicht ohnehin noch wach gewesen wären, uns mit Sicherheit aus dem Schlaf gerissen hätte. Das Fehlen der Vorhänge bescherte uns am nächsten Morgen zwar ein frühes Erwachen, dafür aber auch den Anblick eines wunderschönen Sonnenaufgangs über dem Meer und - man glaubt es kaum - von springenden Hector-Delfinen direkt vor unseren Augen. Wie gerne hätten wir unseren Aufenthalt verlängert, das Apartment war für die folgende Nacht aber bereits vergeben.

So setzten wir unsere Fahrt durch die Catlins also in Richtung Dunedin fort. Zwischenhalt machten wir am Nugget Point, wo verschiedene Vogelarten nisten und sich Seelöwen und Pelzrobben tummeln. Dunedin ist nach Christchurch die zweitgrösste Stadt der Südinsel. Über die Aussprache des Ortes bestand bei uns lange Unsicherheit, besonders nachdem eine Deutsche (der wir auf unserer Reise übrigens gleich mehrmals begegneten) von „Dun-diin“ sprach. Unser Reiseführer sorgte schliesslich für Klarheit: „Dann-ii-d’n“. Nach all dem Guten, was wir über die Stadt gelesen hatten, waren wir etwas enttäuscht. Sie erschien uns wie bereits Christchurch ziemlich provinziell. Wir verbrachten jedenfalls einen erheblichen Teil unseres Aufenthalts im Internetcafé. Zur Übernachtung stiegen wir im Manor Motel ab, das sich als wahres Schnäppchen entpuppte. Für NZD 85.-- erhielten wir ein tolles renoviertes Altbauzimmer mit Bad und Küche.

Nach der zweiten Übernachtung in Dunedin brachen wir zur vor der Stadt gelegenen Otago Peninsula auf und bezogen unser vorgebuchtes Cottage. Dieses stellte sich als ausgesprochen süss und geräumig, leider aber auch als nicht ganz sauber heraus. Nach einem kurzen Trip zurück nach Dunedin - es gibt auf der gesamten Halbinsel weder einen Supermarkt, noch eine Tankstelle - fuhren wir zum Royal Albatross Center, das sich in der Nähe einer Albatrosskolonie befindet. Zunächst bekamen wir nur Massen von gefrässigen Möwen zu Gesicht. Erst als wir uns trotz des latenten Risikos, von Möwenkot getroffen zu werden, auf der Terrasse des zentrumseigenen Kaffees niederliessen, schwebten zwei Exemplare über uns hinweg. Die Spannweite ihrer Flügel ist wirklich atemberaubend.

Höhepunkt unseres Aufenthalts auf der Otago Peninsula war klar der Penguin Place. Der Gelbaugenpinguin ist der seltenste Pinguin der Welt. Schuld daran sind unter anderem die Farmer, die ihre Schafe die wenigen Fleckchen Vegetation, die in der Nähe der Strände noch vorhanden sind, niedertrampeln lassen und so den Lebensraum der Pinguine immer weiter einengen. Umso erstaunlicher ist der Effort des Gründers des Reserves. Er ist selbst Farmer und hat sich neben der Viehzucht dem Schutz der Pinguine verschrieben. Er hat einen Teil seines Landes - notabene den einzigen in Privatbesitz befindlichen Strand Neuseelands - kurzerhand zum Schutzgebiet erklärt und Brutstätten für die Pinguine eingerichtet. Das Gebiet ist durch in die Erde eingelassene Gänge erschlossen, sodass die Pinguine beobachtet werden können. Von geschulten Mitarbeitern kann man sich gegen Entgelt durch das Gelände führen lassen und einen Blick auf die Pinguine und ihre Jungen erhaschen. Wir hatten wieder mal Glück und hatten einen Führer ganz für uns alleine. Es war ein junger Deutscher der vor zwei Jahren mit seiner Frau nach Neuseeland ausgewandert ist und nun seit einiger Zeit für das Reserve arbeitet. Wir bekamen sowohl Eltern-, als auch Jungtiere zu Gesicht. Auch einen kleinen blauen Pinguin in seiner Bruthöhle konnten wir beobachten. Es war wirklich ein tolles Erlebnis. Ausserdem konnten wir dem Führer noch viele Fragen über das Leben in Neuseeland stellen. Einfach ein gelungener Ausflug!

Montag, 11. Februar 2008

Neuseeland - Milford Sound

Die Fjordregion des Südwestens besichtigt man Besten von Te Anau aus, einem kleinen netten Ort am gleichnamigen See mit beachtlicher Infrastruktur. Die meisten Touristen sind Trecker, die entweder den Kepler oder den Milford Treck bewandern. Beides sind mehrtägige anspruchsvolle Routen, die man mit Schlafsack, Zelt, Proviant und Wasser für 5 Tage auf dem Rücken in Angriff nimmt - also nichts für uns. Erstaunlich für uns war zu erfahren, dass das Wasser in Neuseeland meist kein Trinkwasser ist, sondern vorher entweder abgekocht oder gefiltert werden muss.

Wir beschlossen, in einem kleinen süssen Motel namens Alpenhorn zu nächtigen. Bevor wir uns über die Pläne der nächsten Tage Gedanken machen konnten, versuchte der eifrige Besitzer uns sogleich einen 220NZD/Person teuren Tagesausflug nach Doubtful Sound aufzuschwatzen, Mahlzeiten exklusive. Offenbar erhalten die Einheimischen bei Verkaufabschluss Provision. Er buchte uns dann eine Bootsfahrt auf dem Milford Sound, die wir ohnehin eingeplant hatten.

Der Milford Sound wird fälschlicherweise Sound (Sund) genannt, was eine Art Meeresstrasse oder Meeresarm wäre. Eigentlich ist er jedoch vielmehr ein Fjord, ein von einem Gletscher geformtes Tal, das sich mit dem Abschmelzen des Eises mit Meerwasser füllte. Den Namen hat man nie geändert.

Um den unzähligen Reisebussen auf der Fahrt nach Milford aus dem Weg zu gehen, entschieden wir uns, schon um 6 Uhr Morgens aufzustehen, um dann um 7 Uhr ins Auto zu steigen. Alleine die 2 stündige Autofahrt lohnt sich. Die Strecke führte uns zuerst dem Seeufer entlang, dann durch Wälder und Täler zwischen immer höher werdenden Bergen. An dem Punkt, wo man denkt dass die Strasse endet, wird man durch einen steil abfallenden 1.2 km langen Tunnel ohne Beleuchtung geleitet. Auf der anderen Seite erwartet einen nach nur wenigen Kilometern Milford. Der Ort besteht eigentlich nur aus einem Schiffsterminal und ein paar touristischen Einrichtungen, wo wir auch alsbald ein kleines Boot bestiegen.

Das Wetter in der Fjordregion spielt normalerweise verrückt, es kann innerhalb von wenigen Stunden von Sonnenschein in Sturm umschlagen. Wir hatten wieder einmal unglaubliches Glück. Die Bootsfahrt war herrlich. Wir fuhren an steil abfallenden Berghängen und mehreren über 100 Meter hohen Wasserfällen entlang. Neben Seelöwen und unzähligen Vogelarten sahen wir sogar einige Delfine, was sehr selten ist. Am Ende der Fahrt machten wir noch in Milfords Deep halt. Dort hat man die Möglichkeit, Meerestiere, in einer unterirdischen Kapsel zu besichtigen, also wie wenn man im Fjord tauchen würde. Wissenschaftler haben Lebewesen, die normalerweise hunderte von Metern in der Tiefe leben, an die Oberfläche geholt, ein sehr eindrückliches Erlebnis.

Neuseeland brach, wie auch Australien, Afrika, Antarktis und Südamerika, vor ca. 80 Millionen Jahren vom Superkontinent Gondwana ab. Da Neuseeland auf der Pazifischen und Indisch-Australischen Kontinentalplatte liegt, wird es von den verschiedensten Naturgewalten geprägt. Daraus entstanden die unterschiedlichsten Landschaften, wie die südlichen Alpen, die trockenen Steppengebiete auf der Ostseite der Alpen, die Regenwälder, die Vulkanregion auf der Nordinsel und die von der Eiszeit geformten Fjorde im Süden. In diesen 80 Millionen Jahren war Neuseeland fast ohne Kontakt zu anderen Regionen der Erde und konnte somit eine ganz eigene Tier- und Pflanzenwelt entwickeln, zum Beispiel gab es bis zur Besiedelung durch die Polynesier keine Säugetiere, von zwei Fledermausarten abgesehen. Meist bekommt man keine bekannten Pflanzen und Tiere zu Gesicht. Die Landschaften und die Natur sind so abwechslungsreich und Atem beraubend, dass man sich nie satt sieht.

Wieder an Land versuchten wir den Scharen von Touristen, die uns sonst nirgends in Neuseeland begegnet sind, zu entfliehen und fuhren zurück in der Richtung Te Anau. Unterwegs hielten wir am Lake Gunn, um einen kleinen Spaziergang auf einem Waldlehrpfad zu machen. Die meisten Waldgebiete in Neuseeland, so auch dieser, sind Regenwald. Die Bäume sind über und über mit Moos bewachsen und die Wälder noch Natur belassen, so dass sich Stämme über Stämme stapeln - super schön!

Neuseeland - Milford Sound

Mittwoch, 6. Februar 2008

Neuseeland - Südwesten

Auf der Fahrt von Franz Josef nach Queenstown war der Plan eigentlich, in Haast, dem Hauptversorgungsort für die Region Suedwesten, zu übernachten, da es ungefähr auf halber Strecke lag. Nach schöner Fahrt der Küste entlang erreichten wir eine Kreuzung eines Vorortes. Von einem Werbeslogan, sich dort am Ende der Welt zu fühlen ermutigt, fuhren wir jedoch sogleich nach Jackson Bay weiter, was uns 50 km Extrafahrt in Richtung Süden eintrug. Ich lockte Flo damit, dass es dort ein kleines Restaurant mit ausgezeichnetem frischem Crayfish (Languste) geben soll. Das Restaurant entpuppte sich als kleiner alter Zirkuswagon direkt an der hübschen Bucht. Obwohl sie tatsächlich Languste im Angebot hatten, zogen wir dann Fish und Chips vor. Die gute Dame wollte tatsächlich für ein Tier, das sie direkt vor der Nase aus dem Wasser ziehen, 60 Dollar haben. Wir setzten uns dann zu den anderen wenigen Gästen auf die kleine Terrasse und erhielten innert kürzester Zeit unsere Körbchen. Plötzlich sausten zwei Gäste mit ihren Habseeligkeiten davon, dann die nächsten, und die nächsten; eine Sandfliegenattacke! Sofort spürten wir den Grund für die Flucht - diese Biester stachen wie die Wilden. Ziemlich schnell verzogen wir uns mit unserem Mahl ins Auto, suchten jedoch kurz darauf das Weite.

Wieder 50 km in die andere Richtung erreichten wir den eigentlichen Ort Haast. Erstaunt wie klein ein so wichtiger Ort sein kann, entschieden wir uns kurzerhand, noch wenigstens so weit weiterzufahren, bis „Fedi“ seinen nächsten Auftritt im Australian Open haben würde. Es reichte bis nach Makarora, einer kleinen Ansammlung von Häusern auf einer Passhöhe mit ein paar Backpacker-Unterkünften und einem Flugplatz für einen allfälligen Rundflug über die Gletscher und die Fiordregion. Wir quartierten uns in einer ältlichen, aber sehr grossen Hütte ein, um dann wenig später in einem Selbstbedienungsrestaurant vor der Glotze zu sitzen und Daumen zu drücken.

Glücklich - Fedi, hatte gegen Blake gewonnen - verliessen wir das Lokal. Draussen erwartete uns ein bislang unbekanntes Bild. Es regnete in Strömen - und das, wie wir bald feststellten, die ganze Nacht hindurch sodass unser Auto am nächsten Tag in einem See stand. Und es regnete den ganzen Tag weiter. Beschämt mussten wir feststellen, dass wir uns darüber ärgerten, nichts von der Panoramaroute nach Queenstown mitzubekommen. Beschämt deshalb, weil wahrscheinlich die allerwenigsten Besucher Neuseelands das Glück hatten, wie wir 2 regenlose Ferienwochen geniessen zu dürfen.

Queenstown war eine sehr willkommene Abwechslung zu den ansonsten kleinen Dörfchen der letzten Tage. Es ist die Hochburg für alle Extremsportarten, von Bungy-Jumping bis Jetboat fahren, im Winter auch ein Skiort, aber vor allem einfach ein beliebtes Ferienziel für Neuseeländer und Touristen. Es ist ein sehr ansehnlicher Ort mit unzähligen netten Cafés, Restaurants und kleinen Läden. Obwohl wir den ersten Tag nur Regen sahen, hat es uns sogleich gefallen. Wir waren im Kino, bummelten und machten einen Ausflug auf die Spitze des Hausberges. Wir waren einfach froh, mal nichts besichtigen zu müssen und liessen so richtig die Seele baumeln. Es war so nett, dass wir gar nicht mehr abreisen wollten und unseren ohnehin schon verlängerten Aufenthalt fast auf drei Tage ausgedehnt hätten. Aber dieses Land bietet so viele beeindruckende Landschaften, dass es sträflich wäre, so viel Zeit an einem Ort zu verbringen. So machten wir uns also nach Te Anau auf, dem Ausgangspunkt für die Besichtigung des berühmten Milford Sound.

Neuseeland - Südwesten

Neuseeland - Nordwesten

Nach unserem traumhaften Aufenthalt im Abel Tasman National Park war unser nächstes Ziel das Städtchen Westport an der Westküste. Dies nicht deshalb, weil es im Reiseführer als besonders sehenswert angepriesen wurde, sondern schlicht, weil wir in Marahau erst später als erwartet abfahren konnten und Westport noch in nützlicher Frist zu erreichen war. Auf der Strecke dorthin fuhren wir durch die Buller Gorge, eine sehr schöne Schlucht, die am Rande des zweitgrössten Nationalparks Neuseeland, dem dichtbewaldeten Kahurangi National Park verläuft. Leider bekamen wir von der Schönheit dieser Gegend nicht allzu viel mit, da ich mich auf die ziemlich anspruchsvolle Strasse konzentrieren musste und Julia ein kurzes Power-Nap einlegte. Gespannt waren wir auf das Wetter. Die Westküste ist die feuchteste Region von ganz Neuseeland, hier fällt jährlich durchschnittlich 5 m Regen. Uns war der Wettergott gleichwohl hold. Unter wolkenlosem Abendhimmel fuhren wir in Westport ein.

Westport wäre nicht weiter erwähnenswert, hätten wir hier nicht unseren ersten näheren Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung gehabt. Wir waren in der gespenstisch ausgestorbenen Stadt gerade auf der Suche nach einem Restaurant, als hinter uns ein ziemlich betrunkener Einheimischer seinen vor uns laufenden Freunden zujohlte, was einer dieser Jungs mit dem Entblössen seines Hinterteils quittierte. Wie wir befürchtet hatten sprach uns der Betrunkene an und stellte sich als Ron vor (zumindest haben wir ihn so verstanden). Er erzählte uns, dass er vier Jahre in Lausanne gelebt habe. Uns ist auf unserer Reise aufgefallen, dass sehr viele Kiwis schon in der Schweiz waren. Obwohl sehr heimatverbunden - Ron kehrte, wir er uns erzählte, aus Heimweh nach Neuseeland zurück („ai got hoomsick, men“) - scheinen die Neuseeländer ein ziemlich reisefreudiges Volk zu sein. Wie sich herausstellte war die Freundin von Ron die Besitzerin des Restaurants, welches in unseren Reiseführer empfohlen wurde. Dort gingen wir dann auch hin und das Essen war ausgezeichnet. Nach einer Weile tauchte Ron im Restaurant auf und setzte sich kurzerhand lallend an unseren Tisch. Obwohl dies an sich nicht in das eher gehobene Ambiente des Restaurants passte, war es eine sehr amüsante Begegnung. Ron erwies sich als äusserst liebenswert und seine Aussage: „I´m just a Kiwiboy!“ prägt seither - ob zu recht oder nicht - unser Bild des einfachen Neuseeländers. Erwähnenswert ist Ron auch aus einem anderen Grund: Er ist Opossumjäger. Das Opossum (australische Beutelratte) wurde von Australien nach Neuseeland eingeschleppt und ist hier zu einer richtigen Plage geworden. Es zerstört die einheimische Flora, insbesondere den grossen neuseeländischen Kowhai-Baum. Rund 70 Millionen Exemplare soll es von diesen Viechern mittlerweile geben, was durchaus realistisch erscheint, wenn man all die Kadaver berücksichtigt, die hier alle paar hundert Meter auf der Strasse liegen.

Weiter im strahlenden Sonnenschein fuhren wir am nächsten Tag die atemberaubende, zerklüftete Westküste hinunter bis zu den sogenannten Pancake Rocks. Diese Felsen heissen so, weil die verschiedenen Gesteinsschichten wie Pfannkuchen aufeinander liegen. Sie sind durch einen schönen asphaltierten Rundweg erschlossen, was leider auch dazu führt, dass sich hier eine Menge Touristen tummeln.

Unser nächstes Ziel war der Franz-Josef Gletscher. Besonders ist dieser insofern, als er bis unter die Baumgrenze hinabfliesst. Das hat offenbar damit zu tun, dass der Gletscher in seiner Rinne seitlich nur sehr wenig Platz hat und sich daher weit nach unten ausdehnen kann. Besonders ist auch, dass es sich wohl um einen der wenigen Gletscher handelt, der wieder im wachsen begriffen ist. Es war schon speziell, in Shorts und T-Shirt direkt vor einem Gletschertor zu stehen, auch wenn wir in der Schweiz grössenmässig beeindruckendere Gletscher haben. Da sämtliche grösseren Wanderungen wegen dem Schmelzwassers gesperrt waren, verbrachten wir unsere Zeit im Ort Franz-Josef einfach mit Reisebericht schreiben und Australian Open schauen, was ebenfalls viel Spass machte.

Neuseeland - Nordwesten