Montag, 18. Februar 2008

Neuseeland - Südosten

Nächstes Ziel nach Te Anau war die Stadt Invercargill. Von dort aus starten die Fähren nach Steward Island, eine vor der Südspitze von Neuseeland gelegene Insel, die zu 85 % als Nationalpark geschützt ist. Steward Island ist einer der wenigen Orte, wo man den Nationalvogel der Neuseeländer, den Kiwi, noch in freier Wildbahn beobachten kann. Auf der Southern Scenic Route zwischen Te Anau und Invercargill konnte ich Julia erstmals auf unserer Reise zum Autofahren bewegen. Dies ist insofern erwähnenswert, als Julia zuvor jahrelang nicht mehr hinter dem Steuer gesessen war. Die sehr verlassene Route war für diesen Versuch wie geschaffen, auch deshalb, weil ich mich so voll dem traumhaftem Panaroma zuwenden konnte… Julia machte ihre Sache super und ab diesem Zeitpunkt wechselten wir uns mit dem Fahren regelmässig ab.

In Invercargill angekommen entschlossen wir uns, aus Kostengründen auf eine Überfahrt nach Steward Island zu verzichten. Dies in Anbetracht der Fährkosten von NZD 50.-- pro Person pro Fahrt und dem Umstand, dass wir unser Auto nicht hätten auf die Insel mitnehmen können. Invercargill ist nichts Besonderes und so erwogen wir, gleich zu den Catlins, unserem nächsten Ziel, aufzubrechen. Da dies zeitlich etwas eng geworden wäre, entschieden wir uns dann aber, in Invercargill zu nächtigen. In Erinnerung wird uns von dieser Stadt vor allem die invercargiller Jugend bleiben, deren Vorliebe darin zu bestehen scheint, in aufgemotzten Autos mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Stadt zu brettern.

Die Catlins sind wirklich eine traumhafte Landschaft. Die Gegend ist ein bisschen so, wie wir uns Neuseeland vorgestellt hatten. Grüne, hügelige Wiesen mit Schafen und Kühen entlang traumhafter Buchten. Schaut man vom Meer aus ins Landesinnere, erinnert das Ganze etwas ans Allgäu, was bei mir natürlich sofort Heimatgefühle aufkommen liess. Am Waipapa Point, an dem sich auch ein Leuchtturm befindet, hatten wir unsere erste Begegnung mit einem Hooker´s Sea Lion. Was zunächst wie ein Berg ans Meer angespülter Algen aussah, richtete sich auf einmal auf, nur um sich einige Sekunden später wieder faul in den Sand fallen zu lassen. Geprägt wird die Landschaft der Catlins unter anderem durch eigenartige Bäume, die seitlich so sehr in eine Richtung wachsen, dass es aussieht, wie wenn sie von einem imaginären Sturm umgebogen würden.

Unser Nachtquartier in den Catlins hatten wir an der Curio Bay gebucht. Das dort gelegene, im Reiseführer in höchsten Tönen gelobte, Backpacker war zwar ausgebucht, die Frau am Telefon hatte uns aber ein kleines Studio direkt am Meer anbieten können (www.charmingaccommodation.co.nz/accommodationListing.php?id=3232). Wir waren also gespannt. Was uns erwartete, übertraf alle unsere Erwartungen. Es handelte sich um ein kleines Apartment, das direkt an das Haus des Gastgeber-Ehepaares, Nick und Dani, angebaut war. Dani ist eine Deutsche, die Nick, nach ihrem Staatsexamen auf einer Reise durch Neuseeland auf dem Farm Stay seiner Eltern kennen gelernt hatte. Überwältigt waren wir nicht nur von der Lage des Apartments direkt am Meer, sondern auch von der tollen Einrichtung und dem stylischen Bad mit Badewanne mit Meerblick. Die Wohnung war von NZD 180.-- auf NZD 120.-- vergünstigt, da sie noch über keine Vorhänge verfügte. Auf unserem Spaziergang konnten wir später das erste Mal zwei Gelbaugen-Pinguine beobachten, allerdings nur von der Ferne. Kleine blaue Pinguine konnten wir nur hören, dafür von ganz nah. Sie nisteten nämlich direkt in der Wiese neben unserem Apartment und als die Elterntiere gegen Mitternacht zu ihren Jungen zurückkehrten, um sie zu füttern, erklang ein jeweils wie ein Crescendo ansteigendes Gekreische, das, wenn wir nicht ohnehin noch wach gewesen wären, uns mit Sicherheit aus dem Schlaf gerissen hätte. Das Fehlen der Vorhänge bescherte uns am nächsten Morgen zwar ein frühes Erwachen, dafür aber auch den Anblick eines wunderschönen Sonnenaufgangs über dem Meer und - man glaubt es kaum - von springenden Hector-Delfinen direkt vor unseren Augen. Wie gerne hätten wir unseren Aufenthalt verlängert, das Apartment war für die folgende Nacht aber bereits vergeben.

So setzten wir unsere Fahrt durch die Catlins also in Richtung Dunedin fort. Zwischenhalt machten wir am Nugget Point, wo verschiedene Vogelarten nisten und sich Seelöwen und Pelzrobben tummeln. Dunedin ist nach Christchurch die zweitgrösste Stadt der Südinsel. Über die Aussprache des Ortes bestand bei uns lange Unsicherheit, besonders nachdem eine Deutsche (der wir auf unserer Reise übrigens gleich mehrmals begegneten) von „Dun-diin“ sprach. Unser Reiseführer sorgte schliesslich für Klarheit: „Dann-ii-d’n“. Nach all dem Guten, was wir über die Stadt gelesen hatten, waren wir etwas enttäuscht. Sie erschien uns wie bereits Christchurch ziemlich provinziell. Wir verbrachten jedenfalls einen erheblichen Teil unseres Aufenthalts im Internetcafé. Zur Übernachtung stiegen wir im Manor Motel ab, das sich als wahres Schnäppchen entpuppte. Für NZD 85.-- erhielten wir ein tolles renoviertes Altbauzimmer mit Bad und Küche.

Nach der zweiten Übernachtung in Dunedin brachen wir zur vor der Stadt gelegenen Otago Peninsula auf und bezogen unser vorgebuchtes Cottage. Dieses stellte sich als ausgesprochen süss und geräumig, leider aber auch als nicht ganz sauber heraus. Nach einem kurzen Trip zurück nach Dunedin - es gibt auf der gesamten Halbinsel weder einen Supermarkt, noch eine Tankstelle - fuhren wir zum Royal Albatross Center, das sich in der Nähe einer Albatrosskolonie befindet. Zunächst bekamen wir nur Massen von gefrässigen Möwen zu Gesicht. Erst als wir uns trotz des latenten Risikos, von Möwenkot getroffen zu werden, auf der Terrasse des zentrumseigenen Kaffees niederliessen, schwebten zwei Exemplare über uns hinweg. Die Spannweite ihrer Flügel ist wirklich atemberaubend.

Höhepunkt unseres Aufenthalts auf der Otago Peninsula war klar der Penguin Place. Der Gelbaugenpinguin ist der seltenste Pinguin der Welt. Schuld daran sind unter anderem die Farmer, die ihre Schafe die wenigen Fleckchen Vegetation, die in der Nähe der Strände noch vorhanden sind, niedertrampeln lassen und so den Lebensraum der Pinguine immer weiter einengen. Umso erstaunlicher ist der Effort des Gründers des Reserves. Er ist selbst Farmer und hat sich neben der Viehzucht dem Schutz der Pinguine verschrieben. Er hat einen Teil seines Landes - notabene den einzigen in Privatbesitz befindlichen Strand Neuseelands - kurzerhand zum Schutzgebiet erklärt und Brutstätten für die Pinguine eingerichtet. Das Gebiet ist durch in die Erde eingelassene Gänge erschlossen, sodass die Pinguine beobachtet werden können. Von geschulten Mitarbeitern kann man sich gegen Entgelt durch das Gelände führen lassen und einen Blick auf die Pinguine und ihre Jungen erhaschen. Wir hatten wieder mal Glück und hatten einen Führer ganz für uns alleine. Es war ein junger Deutscher der vor zwei Jahren mit seiner Frau nach Neuseeland ausgewandert ist und nun seit einiger Zeit für das Reserve arbeitet. Wir bekamen sowohl Eltern-, als auch Jungtiere zu Gesicht. Auch einen kleinen blauen Pinguin in seiner Bruthöhle konnten wir beobachten. Es war wirklich ein tolles Erlebnis. Ausserdem konnten wir dem Führer noch viele Fragen über das Leben in Neuseeland stellen. Einfach ein gelungener Ausflug!

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