Donnerstag, 17. Juli 2008

Alice Springs - Kata Tjuta - Ayers Rock - Kings Canyon

Unglaublich, wie schnell drei Wochen vergehen... Schon sitzen wir hier bequem auf dem Sofa unseres grossen und luxuriösen Apartments in Palm Cove und geniessen unsere letzten Tage. Auf morgen Freitag ist unser letzter Ausflug geplant, eine Schnorcheltour zum Great Barrier Reef. - Aber von Anfang an...

Am 29.6. flogen Flo und ich morgens um 7 Uhr von Sydney nach Alice Springs. Zufälligerweise hatten Flos Mitstudent, unser Nachbar und mittlerweile gemeinsamer Freund Oliv und dessen WG-Partner Paul fast die gleiche Reiseroute geplant. Somit brachen wir gemeinsam ins Abenteuer auf. Alice Springs überraschte uns mit einem winzig kleinen Flughafen und - natürlich viel wichtiger - strahlend blauem Himmel. Der Einfachheit halber hatten Flo und ich drei organisierte Bustouren fuer die Zeit im Northern Territory gebucht, was uns ca. 5,000 Kilometer Autofahrt und das Suchen nach Unterkünften ersparte. Aus Budgetgründen wurden es Campingtouren dafür aber mit kleinen Gruppen und schon aufgestellten Zelten.

Am folgenden Tag hiess es wieder um 4 Uhr aufstehen, diesmal wegen des Euro 08-Finales Deutschland gegen Spanien. Flo hatte natürlich am Tag zuvor die Busreiseagentur Adventure Tours angefleht, uns als letzte Passagiere abzuholen, damit er das Spiel würde zu Ende sehen können. Dies hat nicht geklappt und somit hat Flo die letzten 5 Minuten des Finales verpasst, was ihn nach dem Verlauf des Spieles allerdings nicht mehr so sehr störte. Es war ein 4WD Bus mit ca. 16 Sitzplätzen. Die Tour nannte sich Safari "in Style", da wir nicht selber zu kochen brauchten und in unseren Zelten richtige Betten hatten. Oliv bezeichnete sie mehrfach als die "Posh"-Tour, dies im Gegensatz zu seinem und Pauls Backpacker-Trip. Der Fahrer Kenny und unser Host Junior bemühten sich die ersten 500 km so kurzweilig wie möglich zu gestalten, was ihnen auch gelang.

Unzählige roten Sanddünen, eine Kamelfarm - Australien hat nach der Einführung dieser Tiere vor ca. 100 Jahren mit ca. 1 Million Tieren die grösste wildlebende Kamelpopulation der Welt - und ein paar Tankstopps später kamen wir in unserem dauerhaften Zeltlager beim Ayers Rock an. Die Landschaft bis dahin war zwar eher eintönig aber doch sehr beeindruckend. Viel roter Sand, hellgrüne Grasbüschel und Eukalyptusbäume (Gum Trees). Auf der Fahrt sahen wir Adler, die sich an den überfahrenen Riesen-Kängurus und Wallabys gütlich taten, sowie wilde Kamele und ein paar wenige Riesenkängurus von hinten.

Nach der Ankunft im Zeltlager brachen wir gleich wieder auf, um zuerst den Bus mit den weiteren Passagieren zu füllen und danach zu den Olgas (Kata Tjuta) zu fahren. Diese wunderschönen roten Felsen, die über die letzten Jahr Millionen zu runden und weichen Gesteinsformation geschliffen wurden, sind ca. 350 Meter hoch. Nach einer kleinen Wanderung in ca. 27 Grad fuhren wir zum Ayers Rock (Uluru), um dort den Sonnenuntergang zu geniessen. Dies sollte eigentlich einer der Höhepunkte werden, jedoch kam bei Flo und mir aufgrund der riesigen Anzahl von Bussen und Schaulustigen nicht wirklich romantische Stimmung auf. Der Snack mit Schaumwein und Australischem Käse schmeckte trotzdem. Danach ging‘s zurück ins Zeltlager, wo Junior schon mit dem Essen auf uns wartete (kalte Steaks und Bullenwürste mit Salat).

Die Nacht war s-kalt. Wirklich, ich glaube diese Zeltlager sind für den Sommer mit nächtlichen Temperaturen von 20 Grad ausgerüstet, und nicht für die 3 Grad im Winter… Noch vor Sonnenaufgang sassen wir schon wieder im Bus, um den Ayers Rock bei aufgehender Sonne per pedes umrunden zu können. Wenn die Farben beim Sonnenuntergang auch kräftiger gewesen waren, so hinterliess der 9 km lange Weg doch einen bleibenden Eindruck. Auf den letzten 1,000 Metern erzählte unser belesener Guide Kenny von den Bräuchen der Aboriginals, für die dieser Berg immer noch heilig ist.

Aboriginals leben traditionell im Einklang mit der Natur und sehen die Gaben der Mutter Erde als Geschenk. Sie sind sehr spirituell. Aboriginals sind nicht gleich Aboriginals, auch wenn wir vielleicht wenig Unterschiede entdecken. Sie haben den Kontinent nach Ländern aufgeteilt, sie sprechen andere Sprachen und haben einen anderen Glauben. Ihre Kulturen sind über 50,000 Jahre alt, somit die ältesten existierenden Kulturen der Welt. Kontakt zu den Weissen haben sie erst seit den letzten 200 Jahren, wenn überhaupt; man weiss heute immer noch nicht mit Sicherheit, ob man alle Kommunen entdeckt hat. Da viele Gebiete von Weissen besetzt sind und eine traditionelle Lebensweise für viele Aboriginals daher nich mehr möglich ist, versucht ihnen die Regierung so gut wie möglich eine neue Existenzgrundlage zu bieten. Sie baut Häuser und Schulen und organisiert Integrationsprogramme. Oft scheitern diese Bemühungen jedoch. Aboriginals legen keinen grossen Wert auf Materielles und der Zweck und Sinn von Luxus ist ihnen unverständlich und nicht erhaltenswert. Somit verfallen die Häuser und Autos sind schnell schrottreif. Ihre spirituellen Rituale und Feste dauern manchmal über Wochen hinweg, was ihnen eine normale Anstellung verunmöglicht. Heute versuchen sich viele, in den Nationalparks tätig zu sein oder Bilder und andere Souvenirs herzustellen. Mit diesem Wissen fiel es uns etwas leichter, Verständnis für die verlotterten Behausungen und Abfallberge neben und vor den Häusern aufzubringen.

Nach einem Abstecher ins Cultural Center hiess es auch schon wieder 500km in die entgegengesetzte Richtung zu fahren, auf nach Kings Canyon. Nach einer Panne, die uns zum Glück nur 1 Stunde Wartezeit in der Wüste bescherte, kamen wir bei Dunkelheit im nächsten Camp an. Ohne Lichtverschmutzung sind die Sterne besonders schön. Am Morgen wurden wir vom Geheul der Dingos geweckt.

Wieder vor Sonnenaufgang brachen wir zu einer Wanderung am Kings Canyon auf. Die roten Sandsteinformationen waren sehr beeindruckend. Der Weg führte zwischen steilen Felswänden hindurch, an Abgründen vorbei zum "Garten Eden", einer kleinen Oase mit Palmen, einem Wasserloch und vielen Vögeln. Die ganze Wanderung dauerte ca. 2.5 Stunden und war auf jeden Fall lohnenswert. Wieder klärte unser Guide uns ueber die Entstehung des Canyons und Flora und Fauna auf. Schon sehr erstaunlich, was man in dieser trockenen Umgebung alles an Essbarem findet. Am Nachmittag hiess dann 800km Autofahrt zurueck Richtung Alice Springs zu überstehen.

Red Centre

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